Hier ein Beispiel dafür, wie destruktive Verhaltensmuster (Glaubenssätze) entstehen können:
Eine junge Frau studiert Jura im 7. Semester. Sie löst die iuristischen Fälle in den Seminarien auf brillante Weise und wird oft von Mitstudierenden um Rat gebeten. Der Professor hat dies schon länger beobachtet und bittet sie um ein Gespräch. Dabei offeriert er ihr eine Assistentenstelle, welche sie bereits während des Studiums antreten könnte, vorausgesetzt, sie hat dafür noch genügend freie Kapazität.
Sie sagt begeistert zu, und der Professor sagt ihr eine steile Karriere voraus und stellt auch gleich noch eine Stelle in seiner eigenen Kanzlei in Aussicht. Der Antrag für die Stelle wird ans Rektorat gestellt, ein Arbeitsvertrag ist in Vorbereitung.
Die junge Frau hat in den nächsten Wochen unerwartete gesundheitliche Probleme mit Übelkeit und Erbrechen. Sie begibt sich zu einer ärztlichen Untersuchung. Als die Resultate vorliegen bitte sie der Arzt zur Besprechung und eröffnet ihr: Gute Frau, Sie sind nicht krank. Freuen Sie sich! Sie sind schwanger!
Die Freude hält sich jedoch sehr in Grenzen. Die Studentin sieht im ersten Moment ihre hoffnungsvolle Zukunft wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Assistentenstelle weg, Karriere in Frage gestellt. Sie ist verzweifelt und möchte das Kind loswerden, dieser „Balg“ verdirbt mir alles! Die Familie würde dies jedoch nicht tolerieren, das Kind muss geboren werden.
Die Gefühle der Mutter sind für das Ungeborene sehr deutlich wahrnehmbar. Es geschieht eine Prägung schon im Mutterleib, das erste Weltbild dieses Kindes heisst „Ich bin ungeliebt und stehe im Wege“. Dieses „Wissen“ wird von jeder Körperzelle aufgesaugt und im Körpergedächtnis abgespeichert (GEO hat darüber einen sehr gut recherchierten Artikel veröffentlicht). Es stellt in diesem entstehenden Menschen, dessen Landkarte noch völlig unbeschrieben war, das Bild seines gesamten momentanen Universums dar. Es wird mit diesem Wissen an jede weitere Erfahrung herangehen und diese entsprechend beeinflussen.
Das Kind wird geboren. Es ist ein Junge. Er wird erwachsen und verliebt sich. Seine Partnerin sagt ihm, dass sie ihn liebt. Dies steht im Widerspruch zu seinem unbewussten Weltbild und er wird immer daran zweifeln, denn er „weiss“, dass es eine unumstössliche Wahrheit ist, ungeliebt zu sein. Er wird infolge seiner Zweifel immer wieder die Bestätigung verlangen, geliebt zu sein. Was er damit erreicht ist, dass er schliesslich seine Partnerin verliert, die eines Tages die Nase voll davon hat, immer wieder beweisen zu müssen, dass sie ihn liebt, weil sie einsehen muss, dass es nichts nützt. Die Prägung im Muterleib hat zu einem sehr schädlichen Verhaltensmuster geführt.
Der junge Mann nun wird sagen, passt! Ich bin ja schon wirklich ungeliebt. Ohne dass es bis ins Bewusstsein dringt, bringt er es fertig, dass sein Weltbild bestätigt wird und er gar nicht erst merkt, dass er Opfer eines Musters geworden ist. Dieses verhängnisvolle Verhaltensmuster wird sich auf ähnliche Art immer wieder verwirklichen und sich dabei erst noch verstärken, da es immer wieder bestätigt wird. Wenn ihm jemand Zuneigung zeigt, wird er reflexartig daran zweifeln und sich dadurch so verhalten, dass er die Zuneigung wieder verliert.
Wir haben alle solche Muster, die uns stärker oder schwächer immer wieder um die Früchte unserer Bemühungen bringen. Wir erlernen Techniken, um bessere Führungskräfte, bessere Verkäufer, bessere Eltern zu werden, abzunehmen, zu Rauchen aufhören. Sind solche destruktiven Muster vorhanden, wird es eine Weile gut gehen, aber sehr bald wird sich wieder die alte Routine einstellen. Es ist in solch einem Fall unerlässlich, die Muster aufzulösen, um die Techniken, die selbstverständlich auch wichtig sind, nicht mehr länger zu sabotieren.
Dazu stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, die von Fall zu Fall für den betroffenen Menschen ausgewählt werden.