Die meisten Raucher wissen zwar, DASS Rauchen ungesund ist, nicht aber WARUM. Wieso also Raucherentwöhnung? Wenn sie das genau wüssten, dann würden sie kaum zögern, sofort das Rauchen aufzugeben. Zumindest wären sie auch wirklich in der Lage, zu entscheiden, ob sie damit fortfahren oder aufhören wollen.
Vielleicht wäre dann aber Raucherentwöhnung auch gar nicht mehr nötig, weil sie Rauchen fortan meiden würden. Aber was rede ich da! Nach zwei Wochen ist alles wieder vergessen und Glimmstängel für Glimmstängel wird wieder fröhlich verheizt: Ich bin halt süchtig, lautet die Erklärung. Sucht ist eines der Verhaltensmuster, die sich auflösen lassen.
Nun, was passiert denn eigentlich im Körper?
Der inhalierte Rauch verursacht in der Lunge große Verunreinigungen und bringt auch toxische Substanzen in das Lungengewebe. Dies ruft sofort Immunzellen auf den Plan, welche nebst der Beseitigung von gefährlichen Mikroorganismen auch Aufräumarbeiten jeder Art von Schrott zur Aufgabe haben. Dies Immunzellen sind vor allem die sogenannten Makrophagen, welche sich für größere Schrottteile auch zusammenschließen können, sich spezialisieren, und die Bildung weiterer, spezialisierter Zellen anregen
Der Prozess ist reichlich kompliziert. Das Entscheidende ist jedoch, dass bei fortgesetzter Intoxikation, also ununterbrochener Vergiftung durch tägliches Rauchen, gewisse Typen dieser Zellen beginnen, sich explosionsartig zu vermehren, um der Lage Herr zu werden. Diese Vermehrung wird durch ein Neuropeptid stimuliert.
Neuropeptide sind Botenstoffe, die das Verhalten von Körperzellen steuern. Sie werden ausgeschüttet und docken an genau zu ihnen passenden Rezeptoren an. Das funktioniert wie Schlüssel und Schlüsselloch. Bisher sind mehrere Hundert solcher Peptide bekannt. Genau so ein Peptid, das Bombesin, verursacht die rasante Vermehrung der Makrophagen. Sinnigerweise wird es von der Zelle, die sich vermehren soll selbst hergestellt und sie selbst hat auch den dazugehörigen Rezeptor. Effektiver geht es nun wirklich nicht.
So weit, so gut. Nun geschieht es bei Lebewesen –und Zellen sind Lebewesen- als ganz normaler Vorgang, dass sie nach vielen Generationen mutieren. Durch die rasche Vermehrung ist dieser Punkt in viel kürzerer Zeit als es die Lebenserwartung eines Menschen ist, erreicht. Das Unangenehme an dieser Geschichte ist die, dass diese Killerzellen ausgerechnet zu kleinzelligen Krebszellen mutieren. Da sie nun den Mechanismus in sich tragen (ein sog. Autokriner Wachstumsfaktor), die eigene Vermehrung in überaus großem Masse zu stimulieren, ist das Unheil angerichtet. Die Krebszellen vermehren sich explosionsartig! Keine Frage, dass da Raucherentwöhnung die wichtigste Massnahme ist.
Das Wachstum dieses Bronchialkarzinoms schreitet ungezügelt voran. Chemotherapie und Radiotherapie werden unumgänglich und die Prognose ist leider in der überwiegenden Zahl der Fälle sehr ungünstig, da sich der Prozess verselbständigt hat, mit fix eingebautem Vermehrungs- und Beschleunigungsfaktor. Kommt hinzu, dass die Chemotherapie nicht nur die Krebszellen angreift, sondern auch gesunde Zellen. Was sie vom Patienten übrig lässt, ist ein fruchtbarer Boden für die Entwicklung und Wirkung neuer Immunzellen. Der Prozess vervielfältigt sich und ist kaum aufzuhalten.
Niemand, gar niemand will sich diesem Risiko aussetzen. Ich halte Raucher für genau so intelligente Menschen, wie andere. Gewisse scheinen mir sogar noch etwas intelligenter, wenn ich z.B. an Helmut Schmidt denke, auch wenn das Rauchen kaum die Ursache dafür ist. Er ist mittlerweile 91 Jahre alt geworden und zeigt keinerlei Anzeichen von Lungenkrankheit, obwohl er eigentlich nie ohne Zigarette zu sehen ist. Wieso tut er sich das an? Fragen Sie ihn selbst.
Er scheint einer dieser wenigen zu sein, welche einen Faktor in sich tragen, der die Vermehrung verhindert. Die meisten Menschen gehören ebenso wenig zu dieser Sorte, wie ein Tennisspieler, der zwar gerne ein Federer würde, oder ein Musiker, der gerne ein David Garrett oder eine Sol Gabetta würde. Aber rechnen Sie besser nicht damit! Raucherentwöhnung ist angesagt!
Falls Sie Raucher sind und sich haben beeindrucken lassen, oder falls Sie als Nichtraucher dies einem rauchenden Freund oder Verwandten mitgeteilt haben: Schauen Sie zu, dass die Raucherentwöhnung in den nächsten zwei Wochen in Angriff genommen wird. Später ist alles wieder vergessen und Glimmstängel für Glimmstängel wird aufs Neue wieder fröhlich verheizt. Der Mechanismus, der hinter dem Ganzen steht, lässt sich aber von dieser fatalen Sorglosigkeit nicht beeindrucken! Er ist tödlich!