Die Antworten auf die Fragen aus meinem letzten Blog lassen sich natürlich nicht als Patentrezept formulieren. Der augenzwinkernde Schüttelreim im heutigen Titel lässt erwarten, dass von buddhistischer Seite Antworten kommen. Teils ja, teils nein. Jedenfalls lohnt es sich, einen Seitenblick auf diese Lehre zu werfen, die psychologische Beratung kann nur profitieren.
Im vorangegangenen Blog waren v.a. Ängste wie Flugangst, Prüfungsangst, etc. angesprochen – also unwillkommene Umstände und die damit verbundenen Emotionen. Erstaunlich genug, befasst sich der Buddhismus auch mit willkommenen Umständen und Emotionen. Grund: wie alles, sind auch diese vergänglich und damit schon wieder Ursache für unwillkommene wie Verlustangst, Trennungsschmerz, Krankheit, Trauma und vieles mehr.
Primär geht es ja darum, glücklich zu sein, und das definieren wir meist mit Abwesenheit von Leiden. Und genau darüber hat Gautama Buddha sehr scharf nachgedacht. Er steht im Fach Nachdenken einem Sokrates, Kant, Nietzsche oder Heidegger in nichts nach. Und diese Gedanken sind sogar für Laien nachvollziehbar, was man von unseren Philosophen nicht immer behaupten kann. Also, hier Buddhas Grundfragen:
Was ist Leiden? Wie entsteht es? Was ist Aufhebung des Leidens? Was ist der Weg zu dessen Aufhebung? (Dies wird „Die Vier Edlen Wahrheiten“ genannt.)
Leiden sei Zusammentreffen mit etwas, das man nicht mag oder getrennt werden von etwas, das man mag. Und das Gegenteil von beidem sei nicht durch bloßes Wünschen erreichbar. Im letzten Blog habe ich solche Wünsche als verfolgende Gedanken bezeichnet. Wer kennt das nicht!? Präzisiert wird dies von Buddha in der Untersuchung nach dem Entstehen:
Es sei einerseits das Begehren (die „geistige Reaktion“, also wieder Gedanken!) nach Verlockendem und Angenehmem. Da denkt jeder „was ist daran falsch, dafür arbeiten wir doch?“. Ja richtig, das ist auch gar nicht abzulehnen. Es ist auch nicht abzulehnen, dass wir Schmerz nicht mögen, oder dass wir uns mit Trauer schwer tun, wenn wir etwas Geliebtes oder auch bloß Angenehmes verlieren. Diese Haltung ist die andere Ursache für Leiden, nämlich Aversion. Beides, Angenehmes und Unangenehmes, gehört ja anerkanntermaßen zu unserem Leben.
Die Frage ist bloß, wie sollen wir damit umgehen? Unsere Gedanken und Phantasien sorgen dafür, dass Begehren oder Aversion so heftig werden, dass unser vegetatives Nervensystem eine übermäßige Reaktion aufbaut, und sich damit auf einen Kampf einlässt. Ließe sich das vielleicht anders bewältigen? Darin bestünde die Überwindung des Leidens.
Ich möchte nur noch summarisch auf den vierten Punkt, den Weg zur Aufhebung des Leidens eingehen. Dieser Weg wird als der achtfache Pfad beschrieben, der in der sogenannten vollkommenen Errichtung der Aufmerksamkeit gipfelt. Das heißt, Beobachtung des Entstehens und Vergehens von Begehren und Aversion, die in Verständnis und damit in Freiheit von Anhaftung mündet.
Der ganze von Buddha beschriebene Weg soll natürlich zur endgültigen und restlosen Befreiung von jeglichem Leiden und damit auch von Geburt und Tod führen. Das ist ja nicht das, was in psychologischer Beratung gesucht wird. In der Beratung – oder der Selbsthilfe – geht es darum, nur von einem bestimmten, eng umschriebenen Leiden befreit zu werden. Als Weg dazu eignet er sich aber durchaus. Er zielt aber ausschließlich auf das anvisierte Problem.
Von Kampf wird nichts gesagt. Nur von Beobachtung und Verständnis. Wenn es also, wie im letzten Blog erwähnt, einen Versuch wert ist, sich mit dem Schicksal zu verbünden, statt sich ihm entgegen zu stellen, so wäre der erste Schritt dazu, zu beobachten, anstatt zu kämpfen, d.h. statt zu begehren oder abzulehnen. Sammeln Sie alle Informationen über die Art wie Sie durch geistige Aktivität Begehren oder Aversion und damit unangenehme Emotionen aufbauen. Versuchen Sie, das zu verstehen. Es ist noch nicht die ganze Lösung, aber es wird bereits Erleichterung bringen.