Wer ist schon ganz angstfrei? Angst ist überall gegenwärtig. Bei jedem Menschen. Dafür braucht sich niemand zu schämen. Ängste sind jedoch äußerst lästig und können einen sehr einschränken. Sie können bei realer Gefahr aber auch zu schützenden Gegenmassnahmen verhelfen.
Ängste werden reflexartig bekämpft, da sie sehr unangenehm sind. Und das mit den verschiedensten Methoden. Nützen tut es meistens nichts. Die „logische“ Folgerung: Ich muss mehr dagegen tun, mich mehr anstrengen, um angstfrei zu werden.
Ist es denn so schwierig, auf die Idee zu kommen, dass das, was nicht funktioniert einmal umzudrehen? Das Gegenteil zu tun? Ja, ist es. Paul Watzlawick bezeichnete unser Verhalten der Symptombekämpfung als „mehr desselben“, mehr einer falschen Lösung. So lange, bis die Lösung selber zum Problem wird.
Aus diesen Gründen wurde die sogenannte Paradoxe Intervention ins Leben gerufen. Oder etwas deutlicher ausgedrückt: Die Symptomverschreibung.
Was heißt das nun? Statt die Angst zu bekämpfen, soll versucht werden, die Angst willentlich hervorzurufen, bzw. sie zu verstärken. Das scheint nun wirklich paradox. Das typische an der Angst ist jedoch, dass sie unwillkürlich auftritt. Niemand hat sie gerufen, sie kommt einfach so. Aus dem Hinterhalt. Ganz spontan.
Nun ist es aber die typische Eigenart von Spontanphänomenen, dass sie nur spontan auftreten können. Willentlich ist aber das genaue Gegenteil von spontan. Einschlafen beispielsweise ist ein typisches Spontanphänomen. Jeder hat schon einmal erlebt, unbedingt gut ausgeschlafen auf den nächsten Tag vorbereitet sein zu wollen. Da versucht man dann verzweifelt einzuschlafen, willentlich, und was schaut dabei heraus? Man bleibt hellwach.
Angst als Spontanphänomen reagiert genau gleich. Sie lässt sich nicht willentlich hervorrufen. Man braucht also nicht zu befürchten, dass einem die Sache gleich über den Kopf wächst und alles noch schlimmer wird. Man kann es ruhig einmal versuchen. Bleibt dann die Angst aus, was meistens der Fall sein wird, dann führt das bei öfterer Wiederholung zu neuronalen (hirnphysiologischen) Veränderungen, welche zur gänzlichen Auflösung der Angstsymptomatik führt. Für die Details dazu fehlt hier leider der Platz.
Schwierigkeiten gibt es allerdings schon. Ein gewisser Prozentsatz an Betroffenen findet es schwierig, überhaupt ans Herstellen der Symptome zu gehen. Wie soll ich das anstellen? Ganz wenige haben sogar derart widerwärtige Symptome, dass sie sich überhaupt nicht dazu überwinden können.
Mit etwas Anleitung schaffen es jedoch die meisten Menschen, diese Verschreibung auszuführen und angstfrei zu werden.
Dazu gibt es kurze, zweiteilige Seminare. Beschreibung, Daten und Anmeldung hier.
Sie erleben in kürzester Zeit eine grundlegende und anhaltende Behebung der Symptomatik. In den wenigen Fällen, wo das nicht gelingt, begleite ich die Betroffenen persönlich in die angstauslösende Situation. Dazu einige Beispiele:
Ein 45-jähriger Mann litt unter schwerer Höhenangst. Sobald diese eintrat, wurde ihm so übel, dass er Brechreiz bekam, schwer zu husten begann und jederzeit damit rechnete, sich übergeben zu müssen. Begreiflich, dass er es nicht über sich brachte, diese Symptome auch noch verstärken zu wollen. Ich begleitete ihn auf einer nahen kleinen Luftseilbahn. Nach anfänglichen Schwierigkeiten schaffte er es aber problemlos.
Kürzlich wollte eine Spezialistin in Biomedizin ihre Redeangst, die sie in Teamsitzungen schwer beeinträchtigte, loswerden. Nachdem wir einen häufig auftretenden Anfangsfehler behoben hatten, ging das recht gut, aber etwas hemmte sie noch immer. Es war die Aussicht auf einen Fachvortrag, den sie vor Ärzten und Spezialisten halten sollte, was ihr große Bauchschmerzen verursachte.
Sie bereitete ihren Vortrag vor, mit Folien und drum und dran. Kam damit in die Praxis, wohin ich auf ihren Wunsch einige Fachpersonen, die sie nicht kannte, eingeladen hatte. Nach letzten Instruktionen hielt sie ihren Vortrag, den wir auf Video aufnahmen.
Sie war nachher voller Zuversicht angstfrei zu sein und versprach, nach dem Vortrag ein Feedback zu geben. Nachdem ich über eine Woche vergeblich aufs Feedback gewartet hatte, fragte ich per Email an. Dies mit leicht gemischten Gefühlen, obwohl ich mir meiner Sache zuvor sehr sicher war.
Hier die Antwort:
Entschuldigen Sie, aber ich schwebe noch auf Wolke 7 😉
ich kann das immer noch nicht glauben: Es war ein riesiger Erfolg!!! Ich habe sehr viele Komplimente von den Ärzten im Publikum bekommen! Die Leute waren sehr begeistert und ich war ruhig. Sie sagten mir meine Stimme war so ruhig, und ein paar Leute haben sich gefragt wie kann ich denn so ruhig bleiben in einer solche Situation!