„Fliegen? Niemals! Ich habe Flugangst. Bis zum Alter 36 bin ich problemlos an jeden Ort der Welt geflogen. Fliegen hat sogar Spaß gemacht. Aber dann plötzlich, während eines Fluges, da gab es Luftlöcher. Es schüttelte uns alle ziemlich durch. Ich bekam plötzlich Flugangst. Wieso bloß? Ich hatte doch früher nie Flugangst. Seither ist es immer schlimmer geworden. Es ist fast unerträglich, wenn ein Mitglied der Flugbegleitung die Sicherheitsinstruktionen erklärt. Dann kommen mir Phantasien wie: Also offenbar könnte es sein, dass wir notwassern müssen, die Schwimmweste unter dem Sitz brauchen, die Atemmaske überziehen müssen, über die Notrutsche irgendwo zu Wasser oder Land aus dem Flugzeug notfallmäßig fliehen müssen! Da beginnt es mich zu würgen, ich möchte aussteigen, das Herz rast, ich könnte schreien. Ich flog seither immer seltener und heute vermeide ich es total.“

Kennen Sie das? Es braucht ja nicht gerade so krass zu sein. Sicher ist, dass die Sicherheitsinstruktionen nicht zur Beruhigung beitragen. Wahrscheinlich auch nicht zur Sicherheit. Obwohl im Flugzeug einer der sichersten Orte der Welt ist. Wir wissen es, aber das hilft nicht gegen Flugangst. Sie ist etwas absolut Irreales. Sogar Piloten sind nicht selten davon betroffen. Wer hätte das gedacht! Keine Angst, diese pilotieren keine Flugzeuge mehr. Jedenfalls keine Linienflugzeuge. Ich habe mit Piloten gearbeitet, die fliegen immerhin wieder Privatflugzeuge. Bei Fluggesellschaften bekommen sie natürlich keine Stelle mehr.

Es verwundert sehr, vor allem wenn es früher gut ging, dass dann eines Tages plötzlich diese Flugangst auftaucht. Und dann sogar immer schlimmer wird.

Dies ist, neurophysiologisch betrachtet, völlig normal, sogar unvermeidlich. Wenn man die Zusammenhänge kennt, ist das absolut logisch. Natürlich gibt es Ursachen, die in früherem Erleben liegen. Es gibt aber zum Glück eine sehr rasche und wirkungsvolle Methode mit der Sie Flugangst auflösen. Ja, selber auflösen, anhand von detaillierten Instruktionen. Analyse und Kenntnis der Ursachen ist dabei nicht nötig. Sie nennt sich Paradoxe Intervention.

Paradoxa sind etwas Verwirrendes. Sogar die Moderatorin der Sendung Gesundheit Heute, Frau Dr. Jeanne Fürst hat sich gewundert. Sie sehen mich dort im Interview ab etwa Minute 12. Der Klient erinnert sich nicht mehr genau an die Instruktionen, es lag über 15 Jahre zurück! Die Wirkung ist also anhaltend. Hier der Link: Fernsehen SRF 1. Oder lesen Sie im Tagesanzeiger, da gibt es nützliche Hinweise. Flugangst muss nicht sein! Manchmal braucht man etwas rasch Wirkendes. Das gibt es hier in diesem Artikel, wo einer realen Gefahr mit ruhig Blut begegnet werden musste.

„Angst kann nicht ohne Hoffnung existieren und Hoffnung nicht ohne Angst.“ (Baruch Spinoza). Obwohl, nebenbei bemerkt, es gibt gute Hoffnung, z.B. bei Flugangst.

Spinoza kann man sich kaum verschliessen, hat er doch den Anstoss zur Aufklärung gegeben und sich auch intensiv mit menschlichem Glück befasst. Aus dem Tractatus theologico-politikus stammt das folgende Zitat:“…weil sie (die Menschen) meistens bei ihrem maßlosen Streben nach ungewissen Glücksgütern kläglich zwischen Furcht und Hoffnung schwanken…“

Man wird sogleich auch wieder an Buddha erinnert (Zusammenfassung Buddhismus im Blog „Du bist – Buddhist?“). Das maßlose Streben nach ungewissen Glücksgütern, also Verlangen. Oder maßloses Streben, Unglück los zu werden, das wäre dann die Aversion. Beides begründet Leiden im buddhistischen Sinne.

Natürlich ist das immer mit Hoffnung verknüpft, sonst würde man den Kampf ja kaum aufnehmen wollen. Und die Hoffnung ist mit der Angst verknüpft – entweder es nicht zu schaffen oder es dann wieder zu verlieren.

Und Goethe formulierte einmal: “Hoffnung ist die zweite Seele der Unglücklichen.“ In der Hoffnung steckt ja auch schon der nagende Zweifel. Hoffnung habe ich auf das Ungewisse, nicht auf das Gewisse.

Da müsste es ja auch heissen „Die Angst stirbt zuletzt“, weil Hoffnung und Angst ein unzertrennliches Paar sind.

Wahrlich ein erschreckendes Paar! Die reinste Hölle tut sich auf. Und wer da steht, am Höllentor, muss die Worte Dantes in der Divina Comedia zur Kenntnis nehmen: „Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren.“

Und das ist auch mein (im ersten Moment schrecklicher) Rat für jene, die lernen wollen, mit Angst umzugehen. Gebt diesen ewigen Kampf auf, er ist sowieso verloren. Es ist nur „mehr desselben“, die Lösung selbst wird zum Problem (Paul Watzlawick). Oder haben all die Strategien jemals geholfen? Sehen Sie! Watzlawick hat angeregt, bei untauglichen Lösungen einmal in die genau entgegengesetzte Richtung zu gehen. Genau das tun wir hier mit beachtlichem Erfolg.

Eines der Probleme liegt aber darin, dass uns westlichen Menschen (und nicht nur diesen) etwas gar nicht gegeben ist: nichts zu tun, uns in das Schicksal zu ergeben, etwas als unabwendbar zu akzeptieren. Wir sind eine Gesellschaft von Machern, wir wollen kämpfen. Alles andere ist uns als Fatalismus suspekt.

So fatalistisch soll es natürlich nicht sein. Wir analysieren Ihre Taktiken des Kämpfens. Sei es bei Prüfungsangst, Flugangst, Redeangst, Angst vor Regenwürmern oder was immer. Diese lassen sich in wenige Kategorien einteilen. Zu jeder Kategorie gibt es individuelle Anweisungen, welche wunderbar dabei helfen, alle Hoffnung fahren zu lassen. Aber auf eine erträgliche Art. Und erst noch durch aktives dazu Beitragen. So ist beiden Forderungen, jener der Umstände (Angst akzeptieren), als auch der Forderungen der Betroffenen (ich will etwas tun!) Rechnung getragen und die Hindernisse lösen sich schneller auf, als man sich vorstellen kann.

Wir erhalten immer wieder Rückmeldungen, in denen erwähnt wird „ich hätte nicht geglaubt, dass es so einfach sein könnte“. Gerade das Einfache ist oft am schwersten zu erkennen.

Flugangst 2

Angst und Hoffnung