Was genau sind Glaubenssätze eigentlich, und wie steht es mit den Begriffen?
Glaubenssätze sind nichts weiter, als unbewusste Überzeugungen. Sie können nie „richtig“ sein. Sie können jedoch den Umständen angepasst sein, oder eben nicht. Sie bilden ganze Systeme und unser Weltbild ist ein einziges System von Glaubenssätzen.
Dieses Glaubenssystem hilft uns, mit der Welt zurecht zu kommen, sie zu „verstehen“ oder besser gesagt, zu erfassen und mit ihr umzugehen. Jeder versteht die Welt natürlich auf seine eigene Art. Es gibt an die sieben Milliarden „einzig richtige“ Weltbilder, jeder hat seines, jedes ist richtig und jedes ist falsch. Das ist abhängig davon, durch welche Brille man diese Weltbilder betrachtet.
Zweifellos hilft uns die Mehrzahl dieser Überzeugungen, in der Welt zurecht zu kommen. Wir alle haben aber auch eine beachtliche Anzahl von Überzeugungen, welche uns behindern und unsere Lebensqualität beeinträchtigen, ihr schaden. Und oft schaden diese Überzeugungen auch Mitmenschen, die damit in Berührung kommen.
Es hat sich eingebürgert, Glaubenssätze oder Überzeugungen als Verhaltensmuster zu bezeichnen. Die verhängnisvollen davon sind dann die destruktiven Verhaltensmuster, die meist zur Selbstsabotage führen, jene, die den Umständen eben nicht angepasst sind.
Solche Muster führen dazu, dass man immer wieder in dieselben Fallen tappt, Ziele trotz aller Anstrengungen nicht erreicht, und immer wieder zurückgeworfen wird.
Man erkennt sie an folgendem Schema:
Ein Ereignis oder ein Umstand löst reflexartig eine Reaktion in mir aus. Dies kann ein Gefühl sein oder eine Handlung. Wenn diese Reaktion den Umständen nicht angemessen ist, und mir oder andern schadet, so reden wir von einem destruktiven Verhaltensmuster, oder von einem Glaubenssatz.
Beispiel: Jemand ist ständig mit seiner Arbeit im Rückstand. Er nimmt sich vor, endlich die überfälligen Dinge aus dem Weg zu räumen, vor allem die wirklich wichtigste Sache, ohne Rücksicht auf andere Aufgaben, und ohne sich ablenken zu lassen. Und zwar sofort am folgenden Tag. Dazu hat er auch Techniken erlernt, von denen das Internet voll ist, denn dieses Problem haben viele Menschen. Am nächsten Morgen räumt er deshalb zuerst sein Pult auf, es wird neun Uhr, blöd, aber immerhin, es bleibt noch Zeit. Ein Telefonat lenkt ihn ab, er muss noch jemanden zurückrufen, ein Freund schaut vorbei, es wird halb zwölf, der Morgen ist gelaufen. So geht es weiter, bis er am Abend mit dieser allerwichtigsten Arbeit noch immer nicht begonnen hat.
Ein typisches destruktives Verhaltensmuster!
Solche Muster entstehen in der frühesten Kindheit. Unsere allerersten Erfahrungen führen zu einer Prägung (engl. Imprint), welche alle nachfolgenden Erfahrungen beeinflusst, die dann ihrerseits wieder auf nachfolgende Erfahrungen Einfluss nehmen. Es ist so, wie wenn wir vor einer Begegnung mit einer unbekannten Person über deren „wahren“ Charakter informiert werden. Unsere Erwartungen werden deren Verhalten in der erwarteten Richtung beeinflussen.
Nach etwa fünf Lebensjahren „weiß“ man dann aufgrund all dieser Prägungen, ob man gut oder böse, fähig oder unfähig ist, was gut und was schlecht, richtig oder falsch ist. Das Weltbild steht fest. Alles nachfolgende Verhalten läuft musterhaft so ab, dass das Weltbild bestätigt wird. Weitere Ereignisse sind dann lediglich noch Auslöser der vorgemusterten Reaktion. Sie sind keine Ursachen mehr, sondern folgen einem früh unbewusst angelegten Muster.
Das scheint sehr beunruhigend. Und es scheint auch, sollte das stimmen, dass unsere Handlungsfreiheit sehr beschränkt wäre. Das ist auch tatsächlich so. Die hilfreichen Muster erleichtern uns das Leben ungemein. Es ist gut, dass das so ist. Die destruktiven erschweren es uns. Zum Glück lassen sie sich auflösen.
Im nächsten Artikel werde ich zur Veranschaulichung zuerst einmal eine Geschichte dazu erzählen, wie ein Muster entsteht, und die ein leicht verständliches Beispiel für so eine Prägung ist.